Mann untersucht einen Stammbaum

Rein rechnerisch hat eine Person in der 25. Generation sage und schreibe 33.554.432 direkte Vorfahren – allein in dieser Generation! Das wären somit 33.544.432 Erzahnenalteltern (umgangsprachlich 25x UrGroßeltern).

Zählt man alle Vorfahren von der 1. bis zur 25. Generation zusammen, ergibt das 67.108.862 Vorfahren.

Das ist natürlich eine theoretische Zahl. In der Realität gibt es durch "Ahnenschwund" (also Überschneidungen im Stammbaum, z. B. durch Heiraten unter entfernten Verwandten) deutlich weniger "einzigartige Vorfahren". Trotzdem zeigt diese Rechnung eindrucksvoll, wie schnell sich die Zahl der Ahnen verdoppelt – und warum wir alle enger miteinander verwandt sind, als wir oft denken.

Ahnenschwund – Warum Theorie und Wirklichkeit auseinanderklaffen

Was ist Ahnenschwund?

Ahnenschwund bedeutet, dass ein und dieselbe Person mehrfach im Stammbaum vorkommt – zum Beispiel, wenn entfernte Cousins heiraten. Dadurch reduziert sich die tatsächliche Anzahl "einzigartiger Vorfahren".

Je weiter man in der Zeit zurückgeht, desto häufiger findet dieser Effekt statt. Statt Millionen individueller Ahnen stoßen wir auf viele Dopplungen und Überschneidungen.

Diskrepanz zwischen der theoretischen und tatsächlichen Zahl der Vorfahren

Genealogisch und historisch lässt sich die Diskrepanz zwischen der theoretischen und tatsächlichen Zahl der Vorfahren – also der sogenannte Ahnenschwund – durch mehrere Faktoren erklären:

🧬 Genealogische Gründe
  • Verwandtenehen: Früher kein Tabu, sondern oft praktiziert. Wenn entfernte Verwandte heiraten (z. B. Cousin und Cousine), haben ihre Kinder weniger einzigartige Vorfahren, da dieselben Personen mehrfach im Stammbaum auftauchen. 
  • Begrenzte Partnerwahl: In kleinen Dörfern oder isolierten Regionen war die Auswahl an Heiratspartnern begrenzt. Dadurch kam es häufiger zu Überschneidungen in der Ahnenlinie.
  • Soziale Regeln: Adelige und religiöse Gruppen bevorzugten Ehen "unter sich", um Besitz oder Macht zu sichern – was zu starkem Ahnenschwund führte.
🏰 Historische Bedingungen
  • Geringe Bevölkerungszahlen: Vor 700–900 Jahren lebten weltweit weit weniger Menschen.
  • Mobilität und Heiratsmuster: Früher heirateten Menschen meist im eigenen Dorf bzw. innerhalb ihrer Region oder sozialen Schicht.
  • Späte Durchmischung: Erst mit Industrialisierung und Migration wurde der Genpool breiter.

Ahnenschwund ist besonders gut bei historischen Persönlichkeiten dokumentiert, deren Stammbäume über viele Generationen hinweg erhalten sind – vor allem im europäischen Hochadel. Hier sind einige markante Beispiele:

👑 Karl II. von Spanien (1661–1700)
  • Paradebeispiel für extremen Ahnenschwund.
  • In der 5. Generation hatte er nur 10 statt 32 verschiedene Vorfahren.
  • Viele seiner Ahnen stammten mehrfach von Johanna der Wahnsinnigen ab.
  • Folge jahrhundertelanger Verwandtenehen innerhalb der Habsburger.
👑 Alfons XII. von Spanien (1857–1885)
  • Seine Großväter waren Brüder, die Großmütter Schwestern.
  • Dadurch hatte er nur 4 Urgroßeltern statt 8.
  • Seine Eltern waren genetisch so nah verwandt wie Geschwister.
👑 Maria Theresia von Österreich (1717–1780)
  • In der 12. Generation hatte sie nur 569 von 4096 möglichen Vorfahren.
  • Das entspricht einem Ahnenschwund von 87 %.
👑 Friedrich der Große (1712–1786)
  • In der 12. Generation: 1108 von 4096 möglichen Ahnen → 73 % Ahnenschwund.
👑 August der Starke (1670–1733)
  • In der 12. Generation: 499 von 409688 % Ahnenschwund.
👑 Felipe VI. von Spanien (geb. 1968)
  • Auch bei heutigen Monarchen sichtbar: In der 12. Generation nur 453 von 4096 Ahnen → 88 % Ahnenschwund.