Ein Mann sitzt am Computer, übernimmt genealogische Daten aus dem Internet.

Ein Mann sitzt am Laptop, ein Stammbaum soll entstehen - doch statt Klarheit herrscht Verzweiflung.

Dabei wirkt alles zunächst ganz einfach: Das Internet präsentiert sich als riesige genealogische Fundgrube. Die Übernahme von Daten aus Online-Datenbanken ist bequem - aber nicht ohne Risiko.

Kann man diesen Informationen trauen? Soll man sie ungeprüft in den eigenen Stammbaum übernehmen? Klare Antwort: Nein.

Wer genealogische Daten online übernimmt, stößt rasch auf Schwierigkeiten: unvollständige Einträge, widersprüchliche Namensformen, fehlerhafte Ortszuweisungen. Besonders heikel wird es, wenn die Originalquellen in Kurrentschrift verfasst sind - jener historischen Handschrift, die heute nur noch wenige sicher lesen können.

Ohne direkte Einsicht in die handschriftlichen Matriken und ohne paläografisches Grundverständnis bleibt die digitale Recherche lückenhaft. Datenbanken sind hilfreich - aber kein Ersatz für die sorgfältige Arbeit mit Primärquellen. Wer einen Stammbaum seriös erstellen oder ergänzen will, muss bereit sein, tiefer zu graben - und manchmal auch zu entschlüsseln.

Der folgende Fall veranschaulicht, wie leicht es bei ungeübtem Lesen zu Fehlern kommen kann - besonders bei handschriftlichen Quellen. Besonders heikel wird es, wenn fehlerhafte oder ungeprüfte Angaben auch noch öffentlich geteilt werden - etwa in Online-Stammbäumen oder sozialen Netzwerken.

Beispiel

Rosa Burtscher, geb. Dobler, sei am 20. Februar 1824 in Blons als Tochter des Josef Anton Dobler und dessen Ehefrau Maria Agatha, geb. Pforzmann, geboren worden und am 5. Jänner 1858 ebendort verstorben.

Diese Darstellung enthält gleich vier sachliche Fehler:
  • Rosa Burtscher, geb. Dobler wurde nicht in Blons, Großwalsertal geboren.
  • Rosa Burtscher, geb. Dobler ist nicht in Blons, Großwalsertal gestorben.
  • Ihr Sterbedatum ist falsch
  • Der Name ihrer Mutter ist falsch.
Korrekturen anhand der Originalquellen:
  • Laut Eintrag im Taufbuch Sonntag wurde Rosa Burtscher, geb. Dobler am 20. Februar 1824 in Sonntag, Großwalsertal geboren.
  • Laut Eintrag im Sterbebuch St. Gerold verstarb Rosa Burtscher, geb. Dobler am 25. Jänner 1858 in St. Gerold, Großwalsertal.
  • Ihre Mutter hieß Maria Agatha Schwarzmann, nicht Pforzmann.
Namensschreibung: Tobler oder Dobler?

Im Taufbuch Sonntag und im Sterbebuch St. Gerold erscheint sie mit dem Familiennamen "Tobler" und im Ehebuch St. Gerold als "Dobler".

Auch im 19. Jahrhundert konnten noch viele Menschen weder lesen noch schreiben. Die Namensnennung erfolgte mündlich gegenüber dem Priester, der Eheschließungen oder Taufen ins Kirchenbuch eintrug. Dabei kam es häufig zu phonetisch bedingten Abweichungen in der Schreibweise. So könnte aus Tobler durch Hörfehler oder regionale Aussprache Dobler geworden sein - oder umgekehrt.

Es empfiehlt sich daher, sämtliche Namensvarianten mit präziser Quellenangabe zu dokumentieren.

Fazit

Dieser Fall illustriert exemplarisch, wie unverzichtbar die direkte Einsicht in Primärquellen bleibt - insbesondere bei handschriftlichen Einträgen, Namensformen und Ortszuweisungen. Digitale Datenbanken sind wertvolle Hilfsmittel, ersetzen jedoch nicht die sorgfältige, quellengestützte Ahnenforschung.

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